Foto - melange Freude am Bild
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60 Jahre später…
... entstanden die folgenden Fotos. Machen wir einen kleinen Spaziergang von Block A bis Block G.
In den 90er Jahren wurde ein großer Teil der Wohnbauten an private Investoren verkauft. In der Folge fand eine Sanierung der Häuser unter Gesichtspunkten des Denkmalschutzes statt. Aüßerlich macht sich das vor allem durch die Fassaden bemerkbar. Der Zahn der Zeit nagte an den Keramikplatten, die durch Umwelteinflüsse zusehens verschmutzten. Durch kleine Risse konnte Wasser hinter die Fliesen gelangen was zu deren Ablösung führte. Teilweise handelte es sich schon um unübersehbar große Flächen. Innen wurden vor allem Sanitär- und Heizungsanlagen modernisiert. Der Strausberger Platz zeigt eine seinen Rundungen angepasste Bebauung. Die Ausfahrt in Richtung Alexanderplatz wird auf beiden Seiten durch die 13geschossigen Hochhäuser A-Süd-West und A-Nord-West flankiert. Auf der südlichen Seite befand sich hier das „Haus des Kindes“ ein Kinderkaufhaus in dessen oberen Etagen ein Puppentheater und ein Kinderrestaurant ihren Platz hatten. Auf der gegenüberliegenden Seite, im „Haus Berlin“ war das Restaurant mit Barbetrieb sehr beliebt.
Block A - Strausberger Platz
Block B - Lichtenberger Straße bis Lebuser-/Andreasstraße
Andras-/Lebuser Straße bis Koppenstraße Ehemals: Nord: Deutsche Sporthalle Süd: Stalin-Denkmal
Block C - Koppenstraße bis Straße der Pariser Kommune (Fruchtstraße)
Vorbei am Block B Nord erreichen wir die Andreasstraße. Hier, wo bis zum Jahre 1971 auf der nördlichen Seite die Deutsche Sporthalle stand, wird der Baustil durch 10geschossige, inzwischen sanierte Plattenbauten unterbrochen.
Gleich an der Ecke Koppenstraße kommen wir zum „Lichthaus“, ein Elektro- geschäft, das unter diesem Namen bereits Anfang der 60er Jahren existierte.
Zwischen Koppenstraße und Straße der Pariser Kommune finden wir das “Café Sybille” und die “Karl-Marx-Buchhandlung”. Letztere hatte in ihrer Blütezeit Verkaufsräume über zwei Etagen. In der oberen Etage befand sich einst ein großes Antiquariat und eine ebenso große Schallplattenabteilung. Die Etage ist heute für Gewerbezwecke vermietet. Die untere Etage ist immer noch mit den originalen Regalen ausgestattet und wurde schon oft als Filkulisse genutzt, wie zum Beispiel in dem Filöm “Das Leben der Anderen”. Die Leuchtschrift an der Außenfassade wird aus Gründen des Denkmalschutzes nicht entfernt.
Vorbei am Block C-Nord erreichen wir die Straße der Pariser Kommune. Älteren Berlinern ist sie als „Fruchtstraße“ geläufiger. So hieß sie bis zum März 1971. In dieser Zeit fand eine völlige Umgestaltung der Straße statt. Stark verfallene, vom Krieg gezeichnete und zum größten Teil schon verlassene Mietskasernen mit Ställen in den Hinterhöfen wichen neuen Plattenbauten in die vornehmlich junge Familien mit Kindern einzogen. Leider beachtete man nicht die Infrastruktur. So gab es drei kleine Lebensmittelläden in der Karl-Marx-Allee die, besonders zum Ende der Woche dem neuen Ansturm kaum gewachsen waren. Auch die Schule in der Rüdersdorfer Straße kam an ihre Kapazitätsgrenzen. Die Situation konnte erst durch den Bau einer Kaufhalle und zwei weiteren Schulen allmählich normalisiert werden.
Zwei große Gaststätten befanden sich an unserem jetzigen Standpunkt. Das „Haus Budapest“ war vor allem durch seine ungarische Küche, Matthias--Keller und ungarischen Spezialitäten ein beliebtes Ziel von Touristen. Gleich daneben, auf der anderen Seite der Friedensstraße und bereits zum Block D- Nord gehörend, lockte das „Café Warschau“ mit Gartenrestaurant und Musikpavillion. Das Foto zeigt das ehemalige „Haus Budapest“.
Block D - Straße der Pariser Kommune/Friedensstraße bis hinter „Rosengarten“
Entlang des Blocks D kommen wir zum U-Bahnhof Weberwiese. Auf der nördlichen Seite finden wir eine großzügig angelegte Grünanlage. Das Wohnhaus wurde dazu versetzt gebaut. Auf der südlichen Seite ist es nur ein kurzer Fußweg zum Hochhaus an der Weberwiese. Gleich hinter dem U-Bahnhof finden wir das erste der beiden Laubenganghäuser von 1949. Deutlich zu sehen sind die vorgezogenen, später gebauten Häuser und die Pappelreihe, die den nun ungewünschten Bau aus der Sicht nehmen sollte.
Wiederholt bot die Karl-Marx-Allee auch Kulisse für Filmarbeiten
Eine nette Person
(Polizeiruf 110) Fernsehen der DDR , 1983
Block C-Nord
Die Weihnachtsklempner
Fernsehen der DDR, 1986
Block A und B
Good Bye, Lenin
Film von Wolfgang Becker, 2003
Block C-Süd (Karl-Marx-Buchhandlung) und zwischen Strausberger- und Alexanderplatz
Alles auf Zucker
Filmkomödie von Dani Levy, 2004
Block C-Nord
Das Leben der Anderen
Film von Florian Henckel von Donnersmarck, 2006
Block C-Süd (Karl-Marx-Buchhandlung) und G-Süd
Die Bourne Verschwörung
Regie: Paul Greengrass, 2007
Café Moskau
Keinohrhasen
Regie: Til Schweiger
Vor Block C-Nord
Block E - „Rosengarten“ bis Kino KOSMOS
Das zweite Laubenganghaus gegenüber vom Kino „Kosmos“. Vorder- und Rückseite
Block F - Vom „Kosmos“ bis zum Frankfurter Tor
Block G - Vom Frankfurter Tor bis Proskauer Straße
Obwohl die Miete heute weit jenseits der 100,- DDR-Mark liegt ist die Allee bei ihren Bewohnern beliebt. Sie ist ein lebendiges Stück Geschichte – auch wenn diese uns nicht immer gefallen hat.
Wolf Biermann (1973)
Acht Argumente für die Beibehaltung des Namens Stalinallee für die Stalinallee
Es steht in Berlin eine Straße Die steht auch in Leningrad Die steht genauso in mancher andern großen Stadt Und darum heißt sie auch STALINALLEE Mensch, Junge, versteh, und die Zeit ist passé! Und Henselmann kriegte Haue Damit er die Straße baut Und weil er sie dann gebaut hat Hat man ihn wieder verhaut Auch darum heißt das Ding STALINALLEE Mensch, Junge, versteh, und die Zeit ist passé! Und als am 17. Juni Manch Maurerbrigadier Mit Flaschen schwer bewaffnet schrie Da floss nicht nur das Bier Ja, darum heißt sie auch STALINALLEE Mensch, Junge, versteh, und die Zeit ist passé! Es hat nach dem großen Parteitag* Manch einer ins Hemde geschissen Und hat bei Nacht und Nebel Ein Denkmal abgerissen Ja, darum heißt sie doch STALINALLEE Mensch, Junge, versteh, und die Zeit ist passé!
Die weißen Kacheln fallen Uns auf den Kopf ja nur Die Häuser stehen ewig! (in Baureparatur!!) Auch darum heißt das Ding STALINALLEE Mensch, Junge, versteh, und die Zeit ist passé! Karl Marx, der große Denker Was hat er denn getan Dass man sein' guten Namen Schreibt an die Kacheln dran?! Das Ding heißt doch nicht KARL-MARX-ALLEE Mensch, Junge, versteh, STALINALLEE Wir wolln im Sozialismus Die schönsten Straßen baun Wo Menschen glücklich wohnen Die auch dem Nachbarn traun könn'n! dann baun wir uns 'ne KARL-MARX-ALLEE! dann baun wir uns 'ne ENGELS-ALLEE! dann baun wir uns 'ne BEBEL-ALLEE! dann baun wir uns 'ne LIEBKNECHT-ALLEE! dann baun wir uns 'ne LUMXEMBURG-ALLEE! dann baun wir uns 'ne LENIN-ALLEE! dann baun wir uns 'ne TROTZKI-ALLEE! dann baun wir uns 'ne THÃLMANN-ALLEE! dann baun wir uns 'ne BIERMANN-Straße! (wieso denn, kleine Straße kost ja nischt wenigstens 'ne kleine Gasse) Mensch, Junge, versteh, und die Zeit ist passé! Die alte Zeit ist passé! Die alte Zeit war passé!